Häufige Probleme bei der Männerhaut
Männliche und weibliche Haut haben unterschiedliche Eigenschaften und Bedürfnisse. Worauf Männer bei der Hautpflege achten sollten, damit es nicht zu unschönen und unangenehmen Problemen kommt, verrät Hautärztin Dr. Monique Stengel im Gespräch mit Wir in Bayern in der Sendung vom 26. April 2021.
Die gesamte und wie immer sehenswerte Sendung ist für ein Jahr in der Mediathek des Bayerischen Rundfunk zu sehen unter diesem Link. Hier gibt es unseren Beitrag direkt:
Unterschied zwischen männlicher und weiblicher Haut
- Männliche Haut ist um etwa 16 Prozent dicker als weibliche Haut, enthält mehr Lipide und Kollagen, größere Talgdrüsen und mehr Keime.
- Männer bekommen öfter Infektionserkrankungen der Haut.
- Dafür neigen Männer weniger zu Pigmentstörungen, allergischen Erkrankungen, Autoimmunerkrankungen oder chronischer Nesselsucht wie Frauen.
- Bei Männerhaut heilen Wunden schlechter.
- Die durch UV-Strahlung verursachte Unterdrückung des Immunsystems hat bei Männern intensivere Auswirkungen als bei Frauen. Der schwarze Hautkrebs, das Melanom, wird bei Männern oft erst in einem späteren Stadium als bei Frauen entdeckt. Dementsprechend ist das Mortalitätsrisiko höher und abhängig vom Ausmaß der UV-Exposition.
Häufige Probleme der Männerhaut
- fettige, unreine Haut
- Irritationen nach der Rasur
- Infektionen der Haut
Fünf häufigste Fehler, die Männer bei ihrer Hautpflege machen
Fehler 1: Kein, zu wenig oder falsch aufgetragener Sonnenschutz
Tragen Sie die Sonnenschutzcreme bis zum Haaransatz auf, vergessen Sie dabei auch Ohren und Lippen nicht. Die Lippen enthalten bei hellhäutiger Haut nämlich keine pigmentbildenden Zellen und können daher keinen körpereigenen Sonnenschutz aufbauen. Außerdem ist die Lippenhaut sehr dünn. Die besonders empfindlichen Stammzellen liegen somit näher unter der Hautoberfläche und können leichter durch UV-Strahlung geschädigt werden.
Die richtige Sonnenschutz-Menge beträgt ca. 1 Teelöffel (!) für einmal Eincremen im Gesicht.
Fehler 2: Falsche Rasur
Männer sollten bei empfindlicher Haut nicht entgegen der Wuchsrichtung der Haare rasieren. Das fördert Entzündungen der Haarbälge.
Bei sehr trockener Haut sollte auch nicht zu einem Nassrasierer gegriffen oder über entzündete Haut rasiert werden.
Fehler 3: Stark einseifen oder falsche Seife verwenden
Gewöhnliche Seife verschiebt den an sich im Gesichtsbereich saureren pH-Wert der Männerhaut in einen ungünstigen, alkalischen Bereich und fördert die Austrocknung und Infektionsanfälligkeit der Haut.
Besser geeignet sind milde, ph-neutrale, synthetische Waschsubstanzen („Syndets“), welche die schützende Barrierefunktion der Haut respektieren. Bei sehr trockener Haut helfen auch Duschcremes oder -öle mit rückfettender Wirkung. Nach dem Duschen sollten Sie gerade bei trockener und empfindlicher Haut nicht trocken rubbeln, sondern trocken tupfen und sich direkt im Anschluss eincremen, denn da erzielen Sie die beste Pflegewirkung.
Fehler 4: Falsche Pflegeprodukte (wie die stark fettende Pflege der Partnerin)
Reife Frauenhaut braucht eine andere, nämlich reichhaltigere Pflege, da der Fettgehalt hormonbedingt sinkt. Bei Männern ab 40 Jahren reduziert sich der Feuchtigkeitsgehalt der Haut bei erhaltener Talgdrüsenfunktion.
Bei trockener, juckender Haut sollten Sie feuchtigkeitsspendende Substanzen wie Urea, Hyaluronsäure und Glycerin verwenden.
Tipp
Grundsätzlich sollte die Pflege immer individuell an den Hautzustand angepasst sein. Sie können auch spezielle Hautprodukte für Männer nutzen.
Fehler 5: Gesichtshaut entfetten
Wenden Sie besser keine hochprozentigen, alkoholischen Lösungsmittel an.
Tipps für schöne Männerhaut
Da Männerhaut insgesamt fettiger ist und durch Rasur und Hemdkrägen gereizt sein kann, sollten Sie fettende Inhaltsstoffe in Kosmetika meiden, weil sie die Poren zusätzlich verstopfen und Irritationen durch einen Quellungseffekt der Oberhaut fördern können. Fettende Cremes oder Salben mögen viele Männer intuitiv auch nicht.
Ideal für fettige Männerhaut sind leichte Texturen, also Produkte mit höherem Wasser- als Fettanteil und sogenannte nicht komedogene Produkte. Das sind Produkte, die Mittesser und Unreinheiten nicht verschlimmern und auch bei fettiger Haut gut angewendet werden können.
Wichtigster Tipp für Männerhaut
Achten Sie auf einen guten Sonnenschutz mit UVB-, UVA-, Infrarot- und Umweltschadstoff-Schutz. Es gibt Sonnenschutzcremes bzw. -gele, die auch auf behaarter Männerhaut gut verwendet werden können und transparent sind.
Die richtige Rasur
Trocken- oder Nassrasur?
Eine Trockenrasur eignet sich vor allem bei empfindlicher, trockener Haut, aber auch bei Akne und Neigung zu einwachsenden Haaren. Sie ist schonender, weil die Haut nicht direkt mit der Klinge in Berührung kommt.
Dafür ist die Haut nach der Trockenrasur meist nicht so glatt wie nach der Nassrasur. Jede Rasur stresst die Haut, da nicht nur die Haare sondern auch etwa 0,1 Millimeter der oberen Hornschicht abgetragen werden.
Rasierschaum oder -gel?
Das hängt vom Hautzustand ab: Bei empfindlicher, trockener Haut eignet sich ein Rasierschaum besser.
Bei fettiger, zu Unreinheiten neigender Haut, eher ein Rasiergel.
Rasierwasser oder -balsam?
Auch das ist abhängig vom Hautzustand: Ein Aftershave-Fluid eignet sich eher bei fettiger Haut.
Ein Aftershave-Balsam ist gut bei trockener Haut. Gerade bei sehr trockener und empfindlicher Haut würde ich alkoholfreie Pflegeprodukte bevorzugen, weil gängiger Alkohol zusätzlich austrocknend und hautirritierend wirkt.
Tipps gegen …
rötliche Flecken nach der Rasur
Pflegen Sie Ihre Haut nach der Rasur mit hautberuhigenden Lotionen mit Inhaltsstoffen wie Dexpanthenol, Bisabolol, Hamamelis oder Allantoin.
Achtung:
Bei hartnäckigen Rötungen sollten Sie einen Hautarzt aufsuchen, da auch eine Allergie gegen Inhaltsstoffe von Kosmetika vorliegen kann.
brennende Haut nach der Rasur
Verwenden Sie nach der Rasur keine alkoholhaltigen Produkte, da sie austrocknend und irritierend wirken.
Besser sind milde, nicht fettende und feuchtigkeitsspendende Pflegelotionen. Hilfreich ist auch, die Haut auf die Rasur vorzubereiten mit Rasierhilfen wie Rasierschaum oder -cremes, welche die Haare bei der Nassrasur aufweichen. Dadurch kann der Rasierer besser über die Haut gleiten.
Beachten
Diese Rasierhilfen entfalten ihr Potenzial erst nach einigen Minuten, darum etwas einwirken lassen.
Verwenden Sie auch immer eine scharfe Klinge. Bei einer stumpfen Klinge muss mehr Druck ausgeübt werden, das kann Hautreizungen und Entzündungen verstärken.
Rasieren Sie bei der Nassrasur möglichst in Wuchsrichtung der Haare.
eingewachsene Barthaare bzw. Entzündung der Barthaarbälge
Die beste Prophylaxe ist es, sich einen Bart wachsen zu lassen.
Alternativ können Sie von Nass- auf Trockenrasur umstellen, da hier die Haare nicht so kurz abgeschnitten werden und weniger leicht einwachsen. Rasieren Sie möglichst in Haarwuchs-Richtung. Legen Sie eingewachsene Barthaare mit einer spitzen Pinzette frei – am besten bei der Kosmetikerin oder beim Hautarzt.
Gelegentlich helfen Wirkstoffe wie Glykol-, Salicylsäure, oder Benzoylperoxid. Meiden Sie außerdem enganliegende Kleidung/Hemdkrägen. Bei immer wieder auftretenden Entzündungen, die auch mit einer Narbenbildung einhergehen können, ist es ratsam, einen Hautarzt aufzusuchen. Die Haarentfernung mittels Laser ist ein vielversprechender Ansatz.
Einen Hautarzt sollten Sie aufsuchen bei …
- Hautveränderungen, die keine Heilungstendenz zeigen, spontan bluten, nässen, schnell gewachsen sind oder stark jucken.
- Muttermalen, die sich in Form, Farbe oder Größe verändert haben. Hier sollte insbesondere bei einer asymmetrischen Größenzunahme des Muttermals zeitnah eine hautfachärztliche Abklärung erfolgen.
- Infektionserkrankungen wie Abszessen, fraglichen Pilzerkrankungen, Hautausschlag am Körper und bei Erkrankungen, die ein potenzielles Narbenbildungsrisiko mit sich bringen wie Akne.